Tuesday, June 29, 2010

Port Elisabeth: chile vs switzerland

Eigentlich hatte ich ja schon gar nicht mehr daran geglaubt, doch gluecklicherweise hab ich es doch noch hingekriegt und konnte mir ein WM-Spiel live ansehen. irgendwie hab ich immer gedacht es waere so kompliziert an tickets zu kommen, weil man sich bei der FIFA dafuer bewerben muss etc. schlussendlich sind wir aber einfach ins ticket office in cape town und konnten dort noch plaetze fuer chile gegen die schweiz ergattern. zwar fuer die zweit teuereste kategorie, aber sowas zu erleben hat man ja nicht jeden tag die moeglichkeit. mit einem bus sind wir ueber nacht in 11 stunden nach port elisabeth gefahren. dort wurden wir in aller fruehe von unserem "host" abgeholt. unser "host" war der vater von einem freund von meiner volunteerkollegin am legacy centre. ein ca 75jaehriger englischsprachiger suedafrikaner. die beiden tage mit ihm hat wohl alles uebertroffen, was wir erwarten konnten! immerhin hat der gute herr ja nicht gewusst was fuer leute da zu ihm kommen. doch so selbstlos und zuvorkommend hab ich noch keinen gastgeber erlebt. chris hat uns nicht nur in seinem grossen bmw rumchauffiert und uns die gegend gezeigt, sondern auch kaffeehaus-besuche bezahlt, uns ein ueberaus grosszuegiges fruehstueck und abendessen bereitgestellt und uns sein ganzes apartment ohne einschraenkung zur verfuegung gestellt. er hat sich 2 tage lang super um uns gekuemmert und uns richtig gehend verwoehnt! um so krasser war der gegensatz wieder einmal, da wir ja direkt aus kayamandi angereist waren. kommt man sich in kayamandi manchmal richtig overdressed vor, so fuehle ich mich manchmal in den staedten suedafrikas in den "chicen" kaffees mit all den weissen reichen weissen leuten(nein es ist wirklich nicht nur ein stereotyp!)eher schmuddelig. so ist mir etwas erst dort aufgefallen, dass sich die schusohle von meinem schuh zu loesen beginnt und ich flecken auf meiner jeans hatte... chris hatte bis er pensioniert wurde eine firma geleitet, hat die halbe welt gesehen und war ein sehr interessanter gespraechspartner. grosszuegige menschen trifft man zwar ab und zu, doch das hat wie gesagt alles uebertroffen. und ich hab mich doch gefragt ob sowas touristen in der schweiz auch passieren koennte. es ist nicht auszuschliessen, doch wollen wir schweizer ja zuerst genau wissen, was einem erwartet...

schweizer hab ich fuer den moment uebrigens auch wieder einmal genug gesehen. als wir am abend vor dem spiel in einem pub gelandet sind, war dieses voll von schweizer fans, es wurde beinahe ausschliesslich schweizerdeutsch gesprochen und ich waehnte mich irgendwo zurueck in der schweiz. war zwar ganz lustig, doch nicht unbedingt noetig. spaeter fuellte sich das pub dann noch mit chilenischen fans und ein langes fansong-battle zwischen schweizern und chilenen began, welches die chilenen wohl gewohnen haben, hatten sie doch ein paar wunderbare songs mit viel spanischsprachigen temprament auf lager und die schweizer nur ein paar wenige...

das stadion war nicht ausverkauft und so konnten wir unsere plaetze wechseln und befanden uns schliesslich in mitten der schweizer fans mit wunderbarer sicht auf das spielfeld. die stimmung war ganz gut, auch wenn wohl merklich weniger vuvuzela-klaenge die luft erfuellten, als wenn ein afrikanisches team gespielt haette. uebrigens weiss ich nicht was all die europaer gegen die vuvuzelas haben, ich koennte mir eine wm in SA ohne vuvzelas gar nicht vorstellen. sei es im stadion, auf den strassen in den staedten oder vor allem auch in den townships wie bei mir in kayamandi: die wm waere nicht das selbe. vuvuzelas sind nicht teuer und sind fuer jederman, vom kindergarten kind bis zum polizisten, ob weiss, coloured oder schwarz, die vuvzela bringt die WM in jede strasse und in jedes haus und macht den ganzen event zu einem persoenlichen erlebnis. die vuvuzela gehoert zu suedafrika dazu und wenn eine wm hier statt findet dann gibt es eben auch vuvuzelas. und dann uebertoent die afrikanische vuvuzela eben fuer einmal die europaeischen gesaenge. und das ist ganz richtig so.

das spiel chile-schweiz war ja bekanntlich nicht so der renner, aber gelohnt hat es sich wegen dem ganzen drum und dran aber allemal. beeindruckt war ich ueber die ganze organisation und infrastruktur aber schon. hier wurden mehr als nur westliche standards erreicht! chris hat uns aber einmal mehr aufgezeigt wie und was hier extra fuer die wm hingestellt wurde, ganze strassen und buslinien wurden neu erstellt. vieles kommt den leuten in und um port elisabeth natuerlich auch nach der wm noch zu gute, doch ist aber fragwuerdig was mit dem stadion passieren soll. der unterhalt wird weiterhin grosse summen verschlingen, doch benutzt werden wird es kaum... eine zwiespaeltige sache diese wm in suedafika...


hier gibts noch ein paar bilder dazu (bilder 23-41)

http://www.facebook.com/photo.php?pid=4961845&l=af2743718b&id=637262211

Tuesday, June 15, 2010

soccer fevah!

feel it. it is here!
ja es tatsaechlich hier das fussballfieber. und wie! hat man fern von den tv spots und radio werbung noch nicht viel vom nahenden world cup gespuert, so ist das fevah nun ueberall spuerbar. wie bei allem, so wurde mir erklaert, seien die suedafrikaner wieder einmal last minute unterwegs. so haelt es sich nicht nur mit der stimmung hier, die mit jedem sieg in den vorbereitungsspielen von bafana bafana (so wird die national elf genannt) merklich gestiegen ist, sondern auch mit der gesammten infrastruktur, die fuer die wm auf vordermann gebracht wurde. etwa wurde am stadium und an der railway station in cape town tatsaechlich vor kurzem noch gebaut, einige plaetze haben ausserdem noch 2 wochen zuvor nicht so einen fertigen eindruck gemacht... in joburg wurde extra fuer die wm eine neue zugstrecke mit sehr modernem zug eingeweiht - ca. eine woche for wm beginn... die tv news sind im moment voll von wm news kurz vor wm beginn sieht man im ganzen land immer mehr leute, die auf der strassen feieren. viele tragen trikots in gelb oder gruen und es mit jedem tag wurden es mehr. jeder freitag war zudem (offiziell?) der tag an dem man farbe zu zeigen hatte, im office oder wo auch immer. letzten freitag dann wars so weit, das eroeffnungsspeil zwische bafana bafana (so wird die nationalelf genannt)wurde um vier uhr angepfiffen. zusammen mit ein paar anderen volunteers und ein paar jungs aus kayamandi (welche schon im bus fuer ordentlich stimmung sorgten) sind wir nach cape town um das ganze mittels public viewing mit zu verfolgen. die strassen waren voll von feiernden menschen, vuvuzela-laerm (vuvuzelas sind die plastictrompeten, welche hier jeder richtige fan hat und welche in kayamandi schon tage zuvor staendig zu hoeren waren...) inbegriffen. alle public viewing plaetze waren voll und so sind wir in die long street und wollten das spiel in einer der zahlreichen bars anschauen. schlussendlich haben wir aber nur noch platz in einer imbissbude gefunden - naja, die stimmung da war jedenfalls super. zum glueck ging das spiel nicht verlohren und so war die strasse nach dem spiel erst recht eine einzige party....! hier gibts bilder dazu:

http://www.facebook.com/album.php?aid=185046&id=637262211&l=f8cb709f61

und ja, falls es jemanden geben sollte, der nach dem anschauen der bilder noch nicht neidisch ist: ich werde mit 3 anderen schweizern aus kayamandi naechstes weekend nach port elisabeth reisen, um mir das spiel am mo dann live im stadion anzuschaun...! :-)

Robben Island

vor mehreren wochen, war ich auf robben island. unten findet ihr noch ein paar fotos dazu und ein paar sonst aus cape town. es war sehr interessant auf robben island, auch wenn der ganze ausflug eine massenabfertigung von touristen war. mit dem boot gings raus auf die insel, welche etwa 45minuten entfernt von cape town liegt, vom schiff aus hatte man einen wunderbaren blick auf die stadt, und es wirklich so, diese stadt ist schon speziell, wie sie so direkt vor dem tafelberg liegt! auf der insel dann gabs eine informative bustour und schliesslich eine fuehrung durch das hochsicherheitsgefaengnis, fuer welches die insel aus der apartheid zeit bekannt ist. gefuehrt wurden wir von einem ehemaligen gefangenen, welcher wie nelson mandela und viele andere fuer seine politischen ansichten waehrend jahren und unter unmenschlichen bedingungen festgehalten wurde. eine mitarbeiterin von mir am legacy centre hat ueber 10jahre auf der insel gelebt, da ihr ehemann ein gefaengniswaerter war. sie hat mir vom friedlichen communitleben auf der insel berichtet und wie sie die zeit vermisse. das hat mir ein anderes bild gegeben von der insel, welche so negativ behaftet ist. doch musste ich mich auch wundern wie unkritisch sie sich selbst gegenueber zu sein scheint, muesste man sich doch eigentlich moralische fragen stellen, wenn man so lange an einem ort gelebt hat, der sozusagen der inbegriff des apartheid systems darstellte...

wie auch immer, hier sind die photos (nr.82-93)
http://www.facebook.com/photo.php?pid=4820946&l=0d6ddc534b&id=637262211

zwischenfazit :-)

Hallo ihr lieben!

mehr als die haelfte meiner zeit in kayamandi ist inzwischen vorbei und irgendwie hab ich das gefuehl dass die wochen viel zu schnell an mir vorbei ziehen... keine angst ich habe mich nicht in diesen flecken ganz im sueden des afrikanischen kontinents verliebt, dass ich gar nicht mehr hier weg will oder so. nein, ich bin mir sogar nicht einmal so sicher ob ich es hier wirklich mag. kayamandi ist wahrlich nicht der schoenste ort, um seine kinder aufwachsen zu sehen oder seinen lebensabend zu verbringen. im gegenteil, es ist doch schon ziemlich trostlos hier. natuerlich besteht kayamandi nicht nur aus shaks, sondern hat auch ganze viertel mit richtigen haeuschen, wie etwas da wo ich selber wohne. doch gerade das ist das trostlose. in kayamandi wird hauptsaechlich gewohnt. sonst laeuft hier nicht wirklich viel. es gibt gerade mal ein paar shops, wo man das wichtigste besorgen kann, dann 3 schulen, ein paar tavernen und sonst nicht viel mehr. das pulsierende leben, das man sonst aus afrika kennt gibt es hier kaum. hier schiebt kaum jemand einen karren mit handelswaren durch die gegend, keine frauen tragen schalen mit fruechten auf dem kopf herum, es gibt keine marktstaende oder ueberhaupt einen markt und abgesehen von ein paar autos auf den strassen und kindern, die spielen ist es relativ ruhig. in kayamandi wird vor allem gewont - ob in den haeusern oder den shaks - gearbeitet wird in cape town oder in stellenbosch oder irgendwo dazwischen. gependelt wird mit dem zug oder dem minibustaxi. da stellenbosch mit all seinen supermaerkten und laeden so nahe liegt gibt es wohl kein beduerfnis in kayamandi sein eigenes business zu eroeffnen. ausnahmen gibt es selbstverstaendlich, etwa ganz unten am eingang von kayamandi, wo man an verschienen staenden fruechte und gemuese oder auch kleider kaufen, sich die haare neu flechten lassen kann oder baumaterial fuer die shaks bekommt. ueberhaupt ist es da wo all die tausende von shaks stehen am lebendigsten, so koennte man hier auch gegrilltes fleisch direkt auf der strasse kaufen. das ist es dann aber schon mit dem afrika feeling. schade irgendwie. fuer andere volunteers, die noch nie in afrika waren, scheint das ganze aber nicht desto trotz sehr eindruecklich zu sein. zum beipiel minibus fahren scheint ein echtes erlebnis zu sein. natuerlich laeuft das ganze hier im prinzip gleich ab wie ich es in nigeria kennen gelernt habe, nur alles viel geordneter. die minibuse sind so etwa beinahe alle ziemlich neu und fallen nicht auseinander wie in nija, die schiebetuere wird waehrend dem fahren zudem geschlossen und die sitze sind bequem. das ganze ist also nicht so abenteuerlich und weit sicherer als es wohl in anderen afrikanischen laendern ist. alles in allem habe ich hier also das vibrierende afrika nicht gefunden. die staedte hier unten am kap (insbesondere stellenbosch) sind sehr westlich und europaeisch und ich kann es deshalb kaum erwarten mehr von suedafrika zu sehen, vor allem die laendlicheren gegenden. die meisten leute hier in kayamandi kommen urspruenglich aus eastern cape und haben ihre familie, die dort lebt. einige leben hier in shaks und haben "zu hause" richtige haeuser mit ziegen etc. die leute, die nach kayamandi kommen oder allgemein in die townships in western cape stroemen, kommen um arbeit zu finden oder fuer ihre ausbildung. nicht alle schaffen das aber, weshlab sie in ihren shaks ohne einnahmequelle verarmen. die kriminalitaet ist deshlab in diesen gegenden wohl am hoechsten. einige volunteers wurden beim passieren der strasse, die vorbei an den shaks vorbei nach stellenbosch fuehrt, ihre handys oder geld los oder aber auch die legere ueber den arm geworfene jacke. ich hoere auch sonst immer wieder geschichten, von messerstechereien und pruegeleien und vor allem am weekend hoert man die polizeisierene doch schon ab und zu. selber hab ich aber noch nie etwas gesehen oder sogar selber erlebt. auf grund der arbeitslosigkeit und den fehlenden perspektiven greiffen hier ziemlich viele leute zu alkohol. es ist unglaublich wie viele flaschen hier auf den strassen rumliegen (ueberhaupt der ganze dreck auf den strassen im vergleich zum sauberen stellenbosch) und wie viele beschwipste leute hier vorwiegend am wochenende anzutreffen sind. deshalb werde ich mit dem ort hier nicht wirklich warm, es fehlt an einer gewissen eigendynamik hier. das betrifft auch die weiterentwicklung der community, es scheint hier vor allem stillstand anstatt fortstritt zu geben. das fussballfeld, welches bis zur wm haette fertig gestellt werden sollen, ist noch nicht wirklich vorhanden, stattdessen haben die leute dort ihre shaks hingestellt... die klinik hatte bis vor kurzem kein strom (!) und korrupte lokalpolitiker machen versprechungen, die sie nicht einhalten. es ist schon ein trostloser flecken, doch es fehlt das engagement und das bemuehen hier etwas voran zu bringen - irgendwie mag ich das nicht.
andererseits hab ich hier viele gute menschen kennengelernt, die ich wirklich gut mag. motivierte, einsatzbereite menschen mit einer guten einstellung, mit traeumen und visonen fuer ihr eigenes leben, die community und das land. viele der leute, die anfangs sehr zurueckhaltend waren, kenn ich inzwischen besser und sie mich auch. ich habe sie ins herz geschlossen und weiss jetzt schon, dass ich sie bestimmt vermissen werde, wenn ich dann mal weg bin von hier...